Winter Formal

Am Samstag den 14. Februar 2009 fand nach Homecoming im September der zweite offizielle Tanzball meiner High School in North Canton, Ohio. Wie der Zufall es wollte viel dieser Tag auch auf den Valetinstag. Das ganze Thema des Winter Fomal war demnach darauf ausgerichtet. Rosen hingen von den Waenden und Decken in der Cafeteria im Schulgebaeude, die sich in dieser Nacht zur Discoflaeche verwandelt hatte.
An Neujahr, ein paar Minuten nach Mitternacht, hatte Rachel mich gefragt, ob ich sie zum Ball begleiten wuerde. Den Silvesterabend hatten wir bei Margaux, einer Austauschschuelerin aus Belgien verbracht - auf europaeische Weise natuerlich.
Zwei Monate spaeter also, holte mich Rachel bei mir zu Hause ab und wir machten uns erneut auf zum Dinner bei Margaux. Ausser uns waren auch noch einige andere eingeladen, die festlich gekleidet mit zum Tanz gehen wuerden. Ingesamt war der Abend sehr international fuer mich. Drei Kontinente und fuenf Laender waren vertreten: Frankreich, Belgien, Brasilien, Amerika und Deutschland.
Nach dem Abendessen ging es weiter zur High School. Hunderte Schuelerinnen und Schueler waren bereits auf der Tanzebene - Maedchen im Abendkleid, Jungs in Anzug und Krawatte. Anders als man erwarten duerfe, aehnelte der Musikstil allerdings den deutschen Discos bzw. Karnevalsveranstaltungen. Nach knapp drei Stunden war der Spass auch schon wieder vorbei und der Abend neigte sich dem Ende zu.

Barack Obama - Ein Funke Hoffnung?

Gut eine Woche ist vergangen, seit der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Barack Obama, in Washington, D.C. vor rund zwei Millionen Menschen vereigdigt wurde. Millionen Menschen in den USA und auf der ganzen Welt verfolgten live die Amtseinführung des ersten schwarzen US-Präsidenten.
In seiner Rede vor dem Kapitol in Washington erwähnte der 47-jährige Afro-Amerikaner die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise, sowie die momentane Lage im Irak und im Kampf gegen den weltweiten Terrorismus. „Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind ernsthaft und sie sind zahlreich“, sagte er. „Sie werden nicht leicht oder kurzfristig zu meistern sein. Aber ich weiss: Wir werden sie meistern.“ Obama betonte außerdem, der Staat müsse das Vertrauen des Volkes wiedergewinnen und versprach gleichzeitig einen neuen Politikstil.
Dieser neue Wind nach acht Jahren unter der Regierung von Ex-Präsident George W. Bush ist bereits bei den Menschen in meiner Heimatstadt North Canton, Ohio, angekommen.
Die Vereidigung und die anschliessenden Festlichkeiten wurden live in meiner High School übertragen und Schüler und Lehrer, befanden sich im „Obama-Fieber“. Das ganze Land befand sich im Ausnahmezustand. Selbst diejenigen, die im letzten November noch für den Herausforderer John McCain gestimmt hätten, schwenkten nun stolz die amerikanische Flagge und wünschten ihrem neuen Staatsoberhaupt viel Glück für kommenden vier Jahre seiner Amtszeit.
Dennoch bleiben die Wahlkampfthemen von 2008 für viele hier auf meiner Schule und in meiner Stadt unvergessen und werden weiterhin energisch debattiert. Die von Obama angekündigte landesweite Einführen von Abtreibung zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft ruft bei der Bevölkerung heftige Kritik auf. Nicht nur die katholische Kirche hier vor Ort, die mit Unterschriftenaktionen gegen die Verabschiedung des Gesetzes bei den lokalen Abgeordneten protestiert, sondern auch viele Obama-Anhänger aus den eigenen Reihen, wollen die generelle Zulassung verhindern. Obama jedoch steht fest zu seinem Beschluss und bestätigte nocheinmal, das Gesetz zu unterschreiben, sobald es ihm vom Parlament und Senat vorgelegt wurde. Er bewirbt sein Vorhaben unter dem Namen „Freedom of Choice Akt“ (zu deutsch: Die Freiheit zu entscheiden). Für mich stellt sich jedoch die Frage warum ungeborene Kinder sterben müssen, um die amerikanische Vorstellung von Freiheit zu erfüllen...
Ein weiterer Brennpunkt ist der Irakkrieg. In diesem Zusammenhang ist mir in der Zeit meines Aufenthaltes hier in den USA sehr stark der Nationalstolz der Amerikaner aufgefallen. Anders als in Deutschland begrenzt sich dieser nicht nur auf die sportliche, sondern vor allem auf die politsche und militärische Ebene. „Ich verliere lieber eine Wahl, als dass ich mein Land einen Krieg verlieren sehe.“ Das waren die Worte von John McCain vor den Wahlen, die für mich unvergesslich und zugleich unbegreiflich bleiben werden. Der konservative Republikaner war von Anfang an gegen die Abtreibung von ungeborenen Kindern, nimmt allerdings in Kauf, dass täglich seine Landsleute in einem Krieg fallen, der von amerikanischer Seite aus nicht gewonnen werden kann. Krieg wird hier als etwas Notwendiges angesehen: Ein Mittel zum Zweck. Soldaten die aus dem Krieg zurückkehren werden als Helden gefeiert und mit Feiertagen geehrt. Die Schulen veranstalten Versammlungen zu Ehren der Krieger. Auch wenn ich versuche, mich in allem der amerikanischen Kultur anzupassen und einzugliedern, fällt es mir schwer, in die Lobeshymnen und Ehrenmärsche miteinzustimmen.
Das größte gegenwärtige Problem ist die Finanzkrise, dich ich deutlich in meiner Stadt zu spüren bekommen. Lebensmittelpreise erreichen ihren Höchststand, Eltern von Schülern in meiner Klasse verlieren ihren Arbeitsplatz, Häuser und Autos werden zwangsversteigert und die Menschen verlieren ihre Ersparnisse. „Es ist die Habgier, die wir Amerikaner haben“, ist die Antwort meiner Lehrer, „wir wollen immer mehr und immer höher hinaus.“
Dennoch verbinden viele hier große Hoffnung mit dem neuen Präsidenten. Von Obama wird erwartet, dass er in den nächsten Wochen alles in die Wege leitet, um eine zweite „Grosse Depression“ zu verhindern. Für die Menschen hier bleibt abzuwarten, was bei dem Wechsel für sie herrausspringt.

Goodbye 2008 - Welcome 2009

Kurz nach Weihnachten neigte sich dann auch das Jahr 2008 dem Ende zu. Dieses Jahr war das beste meines Lebens - bis jetzt! Fuer mich ist das ein Anlass, nocheinmal zurueckzublicken, was alles geschehen ist in den letzen 12 Monaten:

Januar - Die offizielle Bestaetigung war in der Post, dass ich von Wilhelm Josef Sebastian, MdB (CDU) nominiert worden bin, fuer ein Jahr als junger Botschafter fuer Deutschland im Rahmen des Parlamentarischen Patenschaftsprogramm 2008/2009 des Deutschen Bundestag und des US-Kongress in den USA zu leben.
Februar - Die sogenannten Plazierungsunterlagen der Austauschorganisation zum Finden einer High School und einer Gastfamilie mussten von mir ausgefuellt werden. Mit meiner Klasse 10b des Privaten Gymnasium Calvarienberg in Ahrweiler fuhr ich fuer eine Woche nach Juenkerrat auf Besinnungstage.
Maerz - Mit dem Jugendaustausch der Gemeinde Grafschaft und der Partnergemeinde in Fauville-en-Caux, reisten wir knapp 30 Jugendlichen fuer eine Woche in die Normandie. Von meinem Bundestagsabgeordneten wurde ich zu einer bildungspolitischen Reise des Bundespresseamtes nach Berlin eingeladen. Gemeinsam mit Mitgliedern des Jungen Union (JU) Ahrweiler, sowie der Frauen Union (FU), besichtigten wir das Regierungsviertel und andere historisch bedeutsame Staetten.
April - Der erste ruhige Monat fuer mich in diesem Jahr. Neben ein paar Kleinigkeiten, (an die ich mich schon gar nicht mehr errinnern kann), konnte ich mich groesstenteils auf die Schule konzentrieren.
Mai - Dieser Monat hat mein Leben schlagartig veraendert. Auf dem Vorbereitungsseminar (VBS) fuer meinen Auslandsaufenthalt, habe ich grossartige Persoenlichkeiten getroffen vor denen ich den groessten Respekt habe. Was noch viel wichtiger ist: Ich habe echte Freunde fuer ein ganzes Leben lang gefunden. Ausserdem habe ich sehr viel gelernt und viele neue Erfahrungen gemacht. Mir viel es sehr schwer in Bonn den Zug zuverlassen und "Lebwohl" zu sagen - zumindest fuer die naechsten zwei Monate. Zurueck in der Realitaet, meiner Familie und meiner Schule, glaubte mir niemand, dass man in einer Woche sich so nahe kommen kann. Alle Teilnehmer machten diese Erfahrung. Niemand glaubte uns. Von dem Zeitpunkt an, tauschten wir und regelmaessig mit Informationen aus und bereiteten uns gegenseitig auf unser neues Leben in den USA vor...
Juni - Mit meinem Bruder und zwei Klassenkameraden, bin ich nach Warendorf zu den Bundeswehr Olympix '08 gefahren. Drei Tage Wettstreit und Rahmenprogramm mit Jugendlichen aus ganz Deutschland. Dann haben die Sommerferien begonnen. Mit dem Kinder-und Jugendfoerderverein fuhr ich als Betreuer mit auf die Kanutour auf der Lahn. Mit meinem Vater bin ich nach Frankfurt zum amerikanischen Konsulat gefahren um mein Visum zu beantragen. Das erste mal auf amerikanischen Staatsgebiet.
Juli - Die letzten Vorbereitung haben begonnen. Dazu gehoerten auch die ersten Abschiede. Gegen Ende des Monats, kurz vor meiner Abreise, bin ich mit der katholischen Jugendgruppe Gelsdorf  ins Zeltlager nach Pruem in die Eiffel gefahren. Noch mal ein paar Tage "Urlaub", bevor es dann endgueltig auf in mein Abenteuer ging. Wahrenddessen, hielten mich meine Eltern stuendlich auf dem Laufenden, bezueglich meiner Gastfamilie, die nun endlich feststand. (7 Tage bevor es losging).
August - Endlich war es soweit. DER Monat stand vor der Tuer. MEIN Monat! Bevor es logsging ins Land der Unbegrenzten Moeglichkeiten, hiess es jedoch Abschied nehmen. Die Schule hatte begonnen und so machte ich mich auf um meinen Klassenkameraden und Lehren alles Gute fuer das kommende Schuljahr zu wuenschen. Am 7. August ging es dann endlich los!!! Als der Flieger in Frankfurt abhob, gab es kein zurueck mehr... Angekommen in Washington, hatten wir ersteinmal eine Orientierungsseminar mit Stadtbesichtigung. Zwei Tage spaeter ging es dann weiter in die Staaten zu unseren Gastfamilien. Mit offenen Armen wurde ich in North Canton, Ohio empfangen, sowohl von meinen Gasteltern- und Geschwistern, als auch von den Schuelern und Lehrern an meiner High School. August verging wie Fluge. Alles rauschte an mir vorbei. In so kurzer Zeit traf ich so viele neue Leute, sah so viele neue und fremde Dinge und machte so viele neue Erfahrungen. Ich kann durchaus sagen, dass dieser Monat einer der aufregendsten war.
September - Auch im September schaltete die Zeit fuer mich keinen Gang runter. Im im Zeitraffer zog alles an mir vorbei. Ich machte einen Ausflug auf dem Erie See und gegen Ende war auch schon der erste fomelle Tanzball der Schule - Homecoming. Die Fussballseasion war im vollen Gange. Jeden Tag zwei Stunden Training und mindestens zwei Spiele pro Woche.
Oktober - Fussball neigte sich so langsam dem Ende zu und wir bekamen einen goldenen Oktober. Die Sonner schien jeden Tag und die Temperaturen waren angenehm erfrischend. Ansonsten verging dieser Monat sehr ruhig.
November - Ein kleines Abenteuer in meinem Abenteuer. Ueber die Thanksgiving Feiertage bin ich mit meiner Gastfamilie nach Rhode Island gefahren, um das Fest zu feiern. Auf dem Weg machten wie Halt in New York City fuer 24 Stunden. Ich hab fast jede beruehmte Sehenswuerdigkeit zu Gesicht bekommen... Danach ging es dann weiter nach Rhode Island, wo wir das Thanksgiving Festmahl mit der ganzen Familie hatten. Am Morgen traf ich Ramona zum erstem Mal seit fuenf Monaten. Den Freitag bevor wir uns wieder auf den Rueckweg nach Ohio machten, haben wir in Boston, MA verbracht. Alles in Allem war der November sehr aufregend fuer mich.
Dezember - Der letzte Monate eines unvergesslichen Jahres; am meisten natuerlich gepraegt von der amerikanischen Weihnachtszeit. Wie im Bilderbuch. 35 Gaeste kamen zu unserer Weihnachtsfeier am 25. Dezember. Silverster hin in Amerika wird zwar gefeiert, aber nicht so wie in Deutschland. Feuerwerk ist verboten und Champanger gibt es auch nur ganz selten. Ich hab den letzten Tag des Jahres mit Freunden gefeiert. Gemeinsam haben wird den Countdown runtergezaehlt und den beruehmten "Ball-drop" in New York City am Timessquare gesehen.

Das war mein Jahr 2008! Unbeschreiblich und unvergesslich. "May the best of your yesterdays be the worst of your tomorrows." Wenn ich mich daran halte, dann wird 2009 nur umso besser!!!

Christmas is everywhere

Von draus von Walde komm ich her, ich muss euch sagen es weihnachtet sehr...
So aehnlich kam es mir auch vor. Nach Thanksgiving begannen ueberall die Menschen ihre Haeuser mit Lichterketten und Tannenbaeumen zu schmuecken. Auf den ersten Blick klingt es ganz normal, wie wir in Deutschland es auch machen wuerden. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus: Hellerleutetete Strassenzuege und gleissender Himmel. Das typische amerikanische Image eben, genauso wie man es sich vorstellt. Die Nachbarn haben Wettbewerbe, wer das hellste und praechtigste Haus hat; die Engergiekosten mal ueberhaupt nicht mit einbezogen...
Die Adventwochen vergingen wie im Fluge. So schnell stand Weihnachten noch nie fuer mich vor der Tuere. Die Geschenke fuer meine Gastfamilie habe ich in der aller letzten Woche noch schnell eingekauft, zusammen mit ein paar Freunden. Weihnachten in einer amerikanischen Mall ist ein Riesenerlebnis: Ueberall die klassische Weihnachtshektik und der Einkaufsstress. Alles in allem ist es allerdings nicht mit einem deutschen Weihnachtsmarkt zu vergleiche. Apropos Weihnachtsmarkt. Die Stadt Chemnitz hat eine Partnerschaft mit einer Stadt hier in Ohio. So kam es, dass meine Local Coordinatorin mit mir zu dem "echten deutschen" Weihnachtsmarkt, mit echten Deutschen und echten deutschen Produkte (made in Germany) und vor allem, echter deutscher Bratwurst mit Pommes (das erste mal seit mehr als sechs Monaten), gegangen ist.
Wie auch immer, Heiligabend kam und wir gingen abends zur Messe, wie auch in Deutschland. Das "Weihnachtsfestmahl" endete dann aber mit Tiefkuehlpizza. Am naechten Morgen war der Weihnachtsmann auch bei und gewesen und hat seine Spuren ueber dem Kamin hinterlassen. Geschenke werden hier jedes Jahr erst am 25. Dezember aufgemacht.
Fuer mich war der Weihnachtsmann auch da. Eine neue Hose und einen Pullover, sowie Muetze und Schal hat der dagelassen. Ueber 35 Gaeste bzw. Familienmitglieder kamen zu der Weihnachtsfeier bei uns zu Hause. Bis in die Nacht haben wir Karten gespielt, gegessen und erzaehlt.
Fazit: Weihnachten in den USA ist auf jeden Fall ein Erlebnis, nur ein bisschen zu kitschig fuer mich und am eigentlichen Sinn vorbeigeschossen.