Vom Packen und Aufbrechen

Ich hab grad schonmal den größten Teil, den ich gerne mitnehmen möchte in den Koffern verstaut. Natürlich werde ich mit packen - warum sollte es bei mir anders sein, als bei anderen - erst am letzten Tag fertig werden. Es ist dennoch komisch, wenn man seine Klamotten, seine persönlichen Sachen und alle sonstigen Gegenstände aus seinem Zimmer in den dunklen Koffer wegräumt. Mir wird grade ganz besonders bewusst, dass ich im Begriff bin, mein Leben hier in Deutschland, in meiner Heimat vorerst aufzugeben und mich für ein Abenteuer startklar zu machen. Es ist komisch, all die Sachen noch einmal in den Händen zu haben, bevor man sie entgültig verstaut.

Warten, warten, warten...

Wie sollte es auch anders sein? Ich bin einer der einzigen (Maren und Miri leiden ja auch noch mit mir) die nicht wissen, wo sie das nächste Jahr verbringen werden. Könnte ja alles sein. Von Alaska bis Nevada. Ich hoffe es ist irgendetwas dazwischen. Los Angeles oder San Diego wären ja nicht schlecht. Auf einer Ranche in den unendlich schönen Weiten von Arizona ließe es sich sicherlich auch gut leben.
Aber ich bin mal gespannt, wo ich landen werde. Die Hauptsache ist ja immernoch, wie die Gastfamilie ist. Die geographischen Koordinaten spielen eher eine Nebenrolle, wenn ich bei Menschen lebe, die mich gerne bei sich haben. "Auch Alaska kann attraktiv sein, solange die Gastfamilie nett ist", hab ich mal zu unserem Teamer Tom gesagt.
"Et hätt noch immer joot jejange", würde der Rheinländer, wie ich einer bin sagen (und Miri natürlich auch!!!) Daher lass ich mich einfach mal überraschen. Gespannt bin ich trotzdem...!!!

Wie ich zu meinem Motto kam...

Vor kurzem habe ich eine Rückmeldung bekommen, dass jemand mein Motto "ziemlich komisch" findet und dass ich bitte erklären soll, wie ich darauf gekommen bin. Dieser Bitte will ich natürlich liebend gerne entgegen kommen:
Wie sich wahrscheinlich noch fast alle erinnern können, fand im Jahr 2006 die FIFA Fussballweltmeisterschaft in Deutschland statt. Das damalige Motto war "Die Welt zu Gast bei Freunden". Ich will gar nicht verschweigen, dass ich dieses Motto damals als Anstoß genommen habe. Als Freund werde ich aufbrechen um diese Herzlichkeit und Offenheit, die die Menschen damals mit nach Deutschland brachte, wieder in die Welt zurückzutragen.
Natürlich verstehe ich, dass einige dieses Motto "komisch" finden. Aber ich hoffe, ich habe erklären können, wie ich auf diesen Wahlspruch für mein Austauschjahr gekommen bin. Ich finde es trifft das ganze sehr gut!!!

Endspurt!

So nur noch 19 Tage dann gehts los. Von Aufregung ist bei mir noch nicht viel zu merken. Aber ich denke das kommt noch. Normalerweise ist es ja so, dass die Zeit ganz langsam vergeht, wenn man sich auf etwas freut. Bei mir ist es genau andersrum: Mir läuft die Zeit davon und es ist noch soviel zu tun. Im Moment genieße ich jede freie Minute mit langen Spaziergängen durch den Wald um mich von der Heimat zu verabschieden und einfach mal über alles nachzudenken. Der Stress lässt mich einfach nicht mehr los. Grade bin ich mit der ersten Reportage fertig geworden, die ich einer von vier Zeitungen schicken werde. Über das Jahr verteilt gesehen, bin ich schon am verzweifeln, wie ich das überhaupt schaffen soll, jeden Monat vier Reportagen zu schreiben. Aber das ist auch ein Teil der Herausforderung die ich freiwillig angenommen habe. Wenn ich das Jahr ohne "Burnout-Syndrom" überstehe, dann kann ich stolz auf mich sein... :D

US Konsulat

Sehr früh morgens, gegen 06:00 Uhr fuhren mein Vater und ich gemeinsam nach Frankfurt ins US Konsulat um mein Visum für den Aufenthalt in den Vereinigten Staaten von Amerika zu beantragen.
Nach kurzer Wartezeit vor dem Konsulat ging es in die Sicherheitsschleuse. Danach war ich in Amerika. Zumindest schonmal auf amerikanischem Staatsgebiet. Aber ich merkte auch direkt, wie die ganze Infrastruktur aufgebaut war, dass ich nicht mehr wirklich in Deutschland bin.
Eine riesige Wartehalle mit Glasdach, in der 25 Schalter waren, wo man für das Visum interviewt wurde, warteten nach kurzem Fußweg über den Innenhof auf mich.
Um die Wartezeit zu überbrücken, musste ich mich nur umschauen. Überall warteten Austauschschüler genauso wie ich, die in den nächsten Wochen in die USA aufbrechen würden. Da war es nicht schwer ein Gesprächsthema zu finden.
Als ich dann mit ein paar Fragen zu meinem Auslandsaufenthalt von der netten amerikanischen Beamtin interviewt worden bin, machten wir uns auch schon wieder auf den Rückweg nach Hause.
Nach einer Woche dann bekam ich das Visum zugeschickt. Mein Reisepass war direkt doppelt so dick...

Vorbereitungsseminar - 8. Tag

Nun war es soweit. Das was wir alle befürchtet hatten. Der letzte Tag, an dem wir vorerst alle zusammen waren brach an. Das wirkte sich auch auf die Stimmung auf. Keiner wollte es so recht war haben. Wir waren ein Team und der Abschied stand kurz bevor.
Im Plenum reflexierten wir gemeinsam die vergangene Woche. Alle Erinnerungen und Emontionen, die ich damit verbunden hatte, kamen bei mir wieder zum Vorschein. Dann sollte sich jeder für sich zurückziehen und einen Brief an sich selber schreiben, den wir in anderthalb Jahren auf dem Nachbereitungsseminar wieder bekommen sollen. Für mich war dies einer der bewegensten Momente der ganzen Woche. Die Freundschaften, die unvergesslichen Erinnerungen, die gemeinsamen Momente, aber auch die Trauer des bevorstehenden Abschieds ließen sich für mich nur sehr schwer in Worte fassen. Der Zeitpunkt des Loslassens kam für mich immer nächer.
Nach dem Mittagessen war es dann soweit. Nach unendlichen Umarmungen und guten Zusprüchen und Wünschen für die Zeit bis zum Abflug in die Vereinigten Staaten, brachen wir unter Tränen in den Augen auf zum Bahnhof. Einige kamen mit mir, einige ließ ich schweren Herzens zurück. Im Zug jedoch ging für einige von uns das VBS weiter...
Erst in Bonn, da wo ich meine Reise begonnen hatte, merkte ich, dass ich wieder alleine war - für eine sehr lange Zeit...